Something old, something new
"Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue, A Sixpence in your Shoe" – wenn es um Hochzeitsbräuche geht, sind diese fünf Glücksbringer nahezu schon ein Muss bei der Planung. Bis auf das Geldstück, das zwar Wohlstand bringen soll, aber aus praktischen Erwägungen auch gern einmal weggelassen wird. Der englische Brauch vereint die Zeit vor der Ehe mit dem neuen Leben als Ehefrau, das Geliehene symbolisiert die Freundschaft und Blau steht ganz klassisch für die Treue. Doch es gibt noch viele weitere – mal mehr, mal weniger bekannte – Bräuche, die die Hochzeit bunt und abwechslungsreich machen und ihr einen unvergesslichen Rahmen geben.
Rich and fine
“Marry in September's shine, your living will be rich and fine.”, besagt ein altes englisches Sprichwort. Während wir heute des Wetters wegen den Frühling und den Sommer für die Hochzeit bevorzugen, galt früher die Zeit zwischen Herbst und Weihnachten als ideal, wenn die Ernten eingefahren waren und ausreichend Essen zur Bewirtung der Gäste zur Verfügung stand.
Poltern vertreibt die bösen Geister
Geister vertreiben leicht gemacht: Wer vor der Hochzeit poltert, vertreibt die bösen Geister und startet mit einer großen Portion Glück ins Eheleben. Doch Vorsicht, es darf nur Porzellan zerbrochen werden, bei Glas wandelt sich das Blatt. Der Polterabend findet traditionell einen Tag vor der Hochzeit statt und wird heute – den Hochzeitsfotos kommt es zugute – kaum noch gefeiert.
Um in Sachen Spuk auf Nummer sicher zu gehen, tragen die Brautjungfern ähnliche Kleider wie die Braut und verwirren damit die bösen Geister.
Brautkleider in alle Welt
Hände weg vom Brautkleid! Zumindest, was das Nähen angeht. „So viele Stiche, so viele Tränen“, behauptet ein deutscher Aberglaube. Ein anderer fordert, dass das Brautkleid nicht vor dem Tag der Hochzeit fertig gestellt werden soll. Hier kann man sich mit einem Trick behelfen und einfach ein kleines Detail abtrennen und am Hochzeitstag wieder annähen – lassen! Dass der Bräutigam das Kleid erst zur Trauung zu Gesicht bekommt, versteht sich (schon wegen des Wow-Effekts) von selbst. Wer in Schottland heiratet, sollte übrigens auf die Farbe Grün verzichten. Diese ist allein den Elfen vorbehalten. Das Grün-Verbot gilt nicht nur für die Braut, sondern auch für den Bräutigam, die Gäste, die Dekoration und sogar das Essen… In China wurde einst in Rot gefeiert. Mit der Anpassung an westliche Gewohnheiten bleiben rote Accessoires als Relikt bestehen, zum Beispiel als rote Nelke im Knopfloch des Bräutigams. Der Sari, farbenfroh und reich geschmückt, ersetzt in Indien das Brautkleid. Mit Henna verzierte Hände und Knöchel verheißen Glück.
Wo trägt man den Ring?
Links oder rechts? In Deutschland wird der Ehering meist am rechten Ringfinger getragen, blickt man jedoch über die Grenzen hinweg, scheint eher die linke Hand der favorisierte Platz für den Trauring zu sein, denn sie ist näher am Herzen. Nach den Vorstellungen der alten Römer verläuft eine „vena amoris“, eine Liebesader vom Herz zum linken Ringfinger. Die Germanen sollen jene Ader allerdings auf der rechten Seite vermutet haben, außerdem gilt bei uns die rechte Hand als die (auf-)richtige Hand. Mangels schlüssiger Belege bleibt die Wahl für eine bestimmte Seite eine ganz persönliche Geschmackssache.
Brautstrauß werfen
Manche nehmen es mit Humor, für andere ist es bitterer Ernst und ein harter Wettstreit: Wer beim Brautstraußwerfen die Blumen fängt, wird als nächste heiraten, so lautet die Prophezeiung. Da kann es auch einmal ganz undamenhaft zugehen…
Mal süß, mal bitter...
Der Brauch, gezuckerte Mandeln an die Hochzeitsgäste zu verteilen, stammt aus Italien. Die Mandeln symbolisieren dabei die süße und die bittere Seite des Lebens.
Und wer hat das Sagen?
Wer die Hand oben hat, hat in der Ehe das Sagen: Das Anschneiden der Hochzeitstorte gerät durch diese Tradition leicht zu einem Wettbewerb, schließlich gilt es, einen Ruf zu verteidigen.
Baumstamm zersägen
Hier ist Teamwork gefragt: Das Zersägen eines Baumstamms soll unter Beweis stellen, wie gut und harmonisch ein Paar zusammenarbeiten kann.
Hier geht es um Fruchtbarkeit
Sie sind hübsch anzusehen und sorgen für ein festliches Flair: Die Blumenkinder machen den Gang zum Altar erst perfekt. Das Verstreuen frischer Blütenblätter sollte übrigens einst die Fruchtbarkeitsgöttinnen anlocken – und auch das Werfen von Reis dient dem Kindersegen. Übrigens: Der anschließende Honeymoon hat in England seinen Namen daher, dass die Braut einen Monat nach der Hochzeit Honigwein trinken soll, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern...
Bridal Shower und Strumpfband Versteigerung
Schließlich gibt es noch einige Bräuche, die dazu dienen, das Budget des Brautpaares aufzubessern. Bei der Brautschuhversteigerung wird der zuvor entwendete Schuh der Braut unter den Gästen der Reihe nach versteigert. Jeder Bieter legt sein Gebot in den Schuh und gibt ihn weiter, bis er wieder den Bräutigam erreicht. Für noch mehr Begeisterung dürfte die Versteigerung des Strumpfbandes sorgen, bei der die Gäste die Differenz zum vorherigen Bieter zahlen. In Griechenland sammelt ein Verwandter der Braut Geldscheine von den Gästen ein und heftet sie ans Brautkleid. Und in den USA gibt es bereits vor der Hochzeit Geschenke – zur Bridal Shower, bei der die angehende Braut von den ausschließlich weiblichen Gästen mit allerlei Nützlichem bedacht wird. Die Hochzeit selbst folgt einem strengen Plan und wird vorab geprobt. Das Brautpaar erhält dabei Unterstützung durch den Trauzeugen, den „best man“ des Bräutigams und der Brautjunger, der „bride‘s maid“.
Jetzt wird’s ernst
Wenn die Nacht zu Ende geht, steht dem Bräutigam noch das Tragen der Braut über die Schwelle bevor. Auch dies dient dem Schutz vor bösen Geistern, die unter der Tür lauern sollen...